Scorseses Mafia Epos „The Irishman“

Basierend auf dem Buch „I Heard You Paint Houses“ von Charles Brandt über den angeblichen Hitman der Mafia Frank Sheeran und das bis heute ungeklärte Verschwinden des Gewerkschaftsbosses Jimmy Hoffa, setzte Martin Scorsese erneut ein Mafia-Epos um.

Am 14. November 2019 lief der Film ein paar ausgewählte deutsche Kinos an, obwohl er von Netflix produziert wurde. Dort kann man das Mafia Epos seit dem 27. November sehen und das taten bereits 26,5 Millionen Abonnenten. Dass der Film auch in den Kinos lief, hängt mit den Kriterien für den Oscar zusammen und zum Teil wahrscheinlich auch mit Scorseses Wunsch ihn auf den großen Leinwänden zu präsentieren.

Mit 208 Minuten (knapp dreieinhalb Stunden) ist Martin Scorseses Epos der drittlängste Film im Angebot des Streaming-Dienstes. Vor ihm finden sich noch Lagaan (2018) mit 223 Minuten und Black Mirror: Bandersnatch (2018) mit 312 Minuten. Zusätzlich zu seiner verhältnismäßig langen Spielzeit gesellt sich auch eine nüchterne und langsame Erzählung. Der Plot und die Figuren erhalten so viel Raum, dass es für manch einen Zuschauer „zu langweilig“ sein könnte. Es ist eine nüchterne und kühl-distanzierte Betrachtung der Mafia. Auf ein großes Spektakel wird verzichtet. Das zerstörerische Handwerk der Mafia wird komplett entschleunigt präsentiert.

So fehlen auch echte Action-Szenen. Dennoch begeistert er durch seine Figuren, die die Handlung tragen, und durch seinen bissigem Humor.

Das Verbrechertum wird kühl-distanziert und unromantisch geschildert, es wird nicht verherrlicht, ganz im Gegenteil: Es geht um Reue und die Frage des sterbenden Mafiosi Frank Sheeran (Robert De Niro), ob er für sich den richtigen Lebensweg wählte. Neben De Niro begistern auch Joe Pesci als Mafiaboss Russell Bufalino und Al Pacino als Gewerkschaftsboss Jimmy Hoffa.

Wer sollte den Film sehen?

Jeder der Mafiafilme liebt und Lust auf eine Erzählung hat, die in der amerikanischen Geschichte verankert ist. Dabei sollte man vorab wissen, dass man sich auf eine Geschichte einlass muss, die durch ihre Figuren getragen wird. Wer auf ein entschleunigtes Schauspiel keine Lust hat, schaltet besser gar nicht erst ein.

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